„Die militante Madonna“ von „Irene Dische“

Buchcover: Die militante Madonna

In ihrem neuesten Buch erzählt Irene Dische spannend und mit ein wenig Phantasie aus dem Leben von Charles/Charlotte d’Eon de Beaumont. Der Chevalier oder die Chevalière d’Eon wechselt zwischen Rollen und Geschlechtern, mal ist sie Nonne auf Zeit oder Witwe, mal ist er Kriegsheld und Botschafter. Der Wechsel der Geschlechter interessiert, wie es scheint, die Umstehenden viel mehr als d’Eon selbst. Unter den inquisitiven Umstehenden befinden sich historische Größen wie Pierre Caron de Beaumarchais, Revolutionär und Satiriker, der Klatschjournalist Charles Théveneau de Morande oder Queen Charlotte, bekannt aus Bridgerton. Im Gegensatz zu diesen versteht Dische es, ein so sensibles Thema darzustellen, ohne es zu schwer wiegen zu lassen.

Wir begleiten d’Eon ziemlich direkt durch ein turbulentes Leben, zuerst im Dienste seiner Majestät, dann den Sturz in die Ungnade und zuletzt hin zu einem Arrangement mit den sich ändernden Umständen. Aber trotz der sehr nahen, teilweise fast schon intimen Erzählweise wahrt der Monsieur beziehungsweise die Madame doch noch ihre Privatsphäre. Dem Beruf des Spions alle Ehre machend gibt uns der Chevallier einige peinliche und sehr intime Einblicke in die Leben der Menschen um ihn herum.

Wir erfahren viel, aber nicht alles. Dieses Auslassen von Details, die wie wir durch d’Eon lernen, ja eigentlich nur Nebensächlichkeiten sind, facht nur umso mehr die Wissbegierde an. „Die militante Madonna“ ist ein Buch für Leute die an Geschichte, Geschlechterverhältnissen und deren Geschichte interessiert sind, oder auch für solche die einfach etwas Tratsch genießen können.

„Wie ein Leuchten in tiefer Nacht“ von „Jojo Moyes“

"Wie ein Leuchten in tiefer Nacht" - Buchcover

„Wie ein Leuchten in tiefer Nacht“ handelt 1937 in einer Kleinstadt Kentuckys, in der die Engländerin Alice durch eine überstürzte Heirat gestrandet ist. Sie fühlt sich nicht nur allein, sondern wohnt auch noch mit ihrem herrischen Schwiegervater zusammen, der jedes Kissenverrücken als ein Verbrechen gegen Gott ansieht. Als die neue Satteltaschen-Bücherei Frauen sucht, die tagsüber Zeit haben, Bücher zu Bergbewohnern zu bringen, sieht sie ihre Chance, dem Haus zu entfliehen. Und so beginnt ein Abenteuer, dass Alice mit wilder Natur, Patriarchalismus, Rassismus, Armut, Trauer konfrontiert – und der Aufgabe, ihren eigenen Weg zu finden.

Mir kam es beim Lesen so vor, als ritt ich selbst durch die Berge Kentuckys, bewunderte die Natur und studierte ihre eigenwilligen Bewohner. Abgesehen davon ist der Roman von dem einfühlsamen Stil geprägt, den man von Frau Moyes kennt.