Giovannis Zimmer

Buchcover: Giovannis Zimmer

von James Baldwin

Goviannis Zimmer, James Baldwins Durchbruchswerk, beleuchtet Angst, Liebe, und die seelische Enge und Vereinsamung die Scham und gesellschaftlicher Druck uns oktroyieren. Dieser Klassiker amerikanischer Literatur hat seit der Mitte des letzten Jahrhunderts nichts an Poignianz verloren.

David ist Amerikaner in Paris, er hat eine abwesende Verlobte und ein klassisch zerrüttertes Verhältnis zu seinem Vater. David ist mit Jacques befreundet, einem einschlägigen Herren leicht vorrangeschrittenen Alters. Als David in einem Etablissement den Barkeeper Giovanni trifft, lernt er diesen, ermuntert durch Jacques und Guillaume, den Besitzer der Bar, näher kennen. Umrahmt von den älteren schwulen Männern, deren Armseligkeit, in Kombination mit Strichern und Alkohol, über ihnen schwebt wie ein Damoklesschwert, beginnen die beiden jungen Männer eine Romanze, David zieht zu Giovanni in dessen Einzimmerwohnung, wo sie traute Zweisamkeit mimen, aber die Unbeständigkeit dieses Glücks und Davids Unfähigkeit zu lieben, drohen stehts eben so sehr wie die Rückkehr seiner Verlobten, Hella.

Giovannis Zimmer ist nicht nur ein Vorreiterwerk queerer Literatur, sondern auch eine Sektion der Prüderie und Verstocktheit des weißen Amerika. Das Buch ist ein immerwiederkehrender Appell gegen die Scham und zur wahren, emotionalen Ehrlichkeit, deren Ermangelung David wieder und wieder seine Mitmenschen verletzen und verraten lässt.

Auch wenn das Buch seinen Ruf als wichtiges Werk queerer Literaturgeschichte zu Recht hat, ist es nicht nur für ein queeres Publikum lesenswert, sondern enthält wichtige Einsichten in sich selbst für jeden möglichen Leser.

„Die militante Madonna“ von „Irene Dische“

Buchcover: Die militante Madonna

In ihrem neuesten Buch erzählt Irene Dische spannend und mit ein wenig Phantasie aus dem Leben von Charles/Charlotte d’Eon de Beaumont. Der Chevalier oder die Chevalière d’Eon wechselt zwischen Rollen und Geschlechtern, mal ist sie Nonne auf Zeit oder Witwe, mal ist er Kriegsheld und Botschafter. Der Wechsel der Geschlechter interessiert, wie es scheint, die Umstehenden viel mehr als d’Eon selbst. Unter den inquisitiven Umstehenden befinden sich historische Größen wie Pierre Caron de Beaumarchais, Revolutionär und Satiriker, der Klatschjournalist Charles Théveneau de Morande oder Queen Charlotte, bekannt aus Bridgerton. Im Gegensatz zu diesen versteht Dische es, ein so sensibles Thema darzustellen, ohne es zu schwer wiegen zu lassen.

Wir begleiten d’Eon ziemlich direkt durch ein turbulentes Leben, zuerst im Dienste seiner Majestät, dann den Sturz in die Ungnade und zuletzt hin zu einem Arrangement mit den sich ändernden Umständen. Aber trotz der sehr nahen, teilweise fast schon intimen Erzählweise wahrt der Monsieur beziehungsweise die Madame doch noch ihre Privatsphäre. Dem Beruf des Spions alle Ehre machend gibt uns der Chevallier einige peinliche und sehr intime Einblicke in die Leben der Menschen um ihn herum.

Wir erfahren viel, aber nicht alles. Dieses Auslassen von Details, die wie wir durch d’Eon lernen, ja eigentlich nur Nebensächlichkeiten sind, facht nur umso mehr die Wissbegierde an. „Die militante Madonna“ ist ein Buch für Leute die an Geschichte, Geschlechterverhältnissen und deren Geschichte interessiert sind, oder auch für solche die einfach etwas Tratsch genießen können.

„Game of Thrones – House of the Dragon” von Hendrik Eckert

House of the Dragon - DVD-Cover

“House of the Dragon” ist die Vorgeschichte zur vielprämierten Fantasy Serie „Game of Thrones“. Die Verfilmung des Buchs „Fire and Blood“ spielt wie schon „Game of Thrones“ auf dem fiktiven Kontinent Westeros in der von George R.R. Martin erdachten Welt von Eis und Feuer, etwa zweihundert Jahre vor den Ereignissen der Hauptserie. Mit zwanzig Drachen wird uns die Herrscherfamilie der Targaryens zu ihrem Höhepunkt gezeigt, jedoch ist diese Macht durch potenzielle Konflikte um das Erbe König Viserys I. (Paddy Considine), welcher nach Ausbleiben eines Sohnes seine Tochter Rhaenyra (Emma D’Arcy) zu seinem Erben erklärt. Doch Rhaenyras Zukunft als Königin scheint von allen Seiten durch Ambitionen und Frauenfeindlichkeit gefährdet, ob durch ihren Onkel, den Prinzen Daemon („Dr. Who“ Darsteller Matt Smith) oder die Familie ihrer Jugendfreundin Alicent Hightower (Olivia Cooke) …

Obwohl „House of the Dragon” als Prequel für “Game of Thrones” gedreht wurde, muss die erste Staffel der neuen Serie sich nicht hinter ihrer großen Schwester verstecken. HotD besticht durch eine großartige Optik, ob es nun die CGI-Drachen Meraxes oder Vhagar sind, oder die detailreichen und fantasievollen Kostüme der Darsteller*innen, und durch das packende Spiel der Hofintrigen im Haus des Drachen. „House of the Dragon“ verbindet den Charme der früheren Staffeln mit dem Budget der späteren Staffeln „Game of Thrones“. Egal ob man bereits Fan von „Game of Thrones“ war, wenn man dem Fantasy-Genre etwas abgewinnen kann, ist „House of the Dragon“ auf jeden Fall zu empfehlen.